Mit einem Auflauf der Rallyestars beginnt im Rebenland eine langersehnte Staatsmeisterschaft unter normalen Bedingungen / Titelverteidiger Simon Wagner sieht sich einem hochkarätigen Verfolgerfeld gegenüber.
Foto: Harald Illmer, Axel Kindermann
Die Durststrecke hat ein Ende. Endlich, muss man sagen, steht nach zwei Jahren in „Covid-Haft“ im südsteirischen Rebenland das Wort Rallye wieder im Vordergrund. Nachdem der Jännerrallye in Freistadt diese Freude auch heuer noch nicht vergönnt war, fällt mit der insgesamt 9. Rebenland Rallye der Startschuss zur österreichischen Staatsmeisterschaft 2022. Zum Einstand gibt sich erfreulicherweise praktisch die gesamte Elite der heimischen Szene die Ehre, aufgepeppt durch ein großes Feld an starken Startern aus dem Ausland.
Die Rolle des Gejagten gehört naturgemäß dem aktuellen Staatsmeister. Der Oberösterreicher Simon Wagner ist sich dieser Situation bewusst, nimmt sie auch gerne an, wenngleich er bei seiner „absoluten Lieblings-Asphaltrallye in Österreich“, ein möglicherweise entscheidendes Handikap ortet: „In Leutschach fühle ich mich an sich sehr wohl, dort konnte ich 2016 meinen ersten ORM-Sieg in der 2WD feiern. Allerdings bin ich dort noch nie mit einem Allradler am Start gewesen. Da feiere ich heuer mit meinem Skoda Fabia Rally2 Premiere, was also heißt, dass ich hier gegenüber starken Konkurrenten wie z. B. einem Hermann Neubauer wohl im Nachteil bin.“
Besagter Hermann Neubauer geht nicht nur topmotiviert, sondern auch mit einer neuen Stimme an seiner Seite auf Punktejagd. Sie gehört Ursula Mayrhofer und somit einer der routiniertesten Copilotinnen des Landes. Neubauer dazu: „Leider hat mein jahrelanger Beifahrer Berni Ettel heuer nicht für jeden Lauf Zeit. Es ist aber suboptimal, das ganze Jahr über hin- und her zu wechseln. Deshalb gab es die Rochade.“ Zur Erwartungshaltung meint der Salzburger Ford-Fiesta-Rally2-Pilot: „Ich bin jetzt fünf Monate nicht im Auto gesessen und kann daher die Rallye gar nicht erwarten. Wir werden uns gut vorbereiten und schauen dann, was rauskommt. Ich hoffe nur, dass wir heuer endlich wieder eine normale Meisterschaft haben.“
Als ernstzunehmender Konkurrent zündet auch der Steirer Günther Knobloch seinen Skoda Fabia Rally2, Er schränkt jedoch ein: „Ich sehe meinen Start in Leutschach realistisch. In den letzten zwei Jahren habe ich drei Rallyes bestritten. Aber trotzdem bin ich zuversichtlich, weil ich von der letztjährigen Weiz-Rallye (Platz 5) zur Waldviertel-Rallye (Platz 3) einen Aufwärtstrend feststellen konnte, den ich diesmal im Rebenland bestätigen möchte.“
Weiters steht mit Kris Rosenberger ein Routinier der Extraklasse am Start. Der Wahl-Steirer mit Staatsmeisterehren sitzt in einem VW Polo GTI R5 und kann auf die prominente Betreuung durch Rekord-Champion Raimund Baumschlager zählen, der im Rebenland nicht selber im Auto sitzt, sondern als Teamchef seines BRR Teams fungiert.
„Das Ziel ist das Ziel“, so scheinbar niedrig legt sich Luca Waldherr die Latte für seinen Start im Citroen DS 3 R5. Er wird aber dann doch mutiger: „Mal schauen, ob ich vielleicht an mein Ergebnis von der letzten W4-Rallye anschließen kann.“ Dort holte der Niederösterreicher auf Schotter den starken fünften Platz. Waldherr: „Diesmal geht es aber über Asphalt, und das ist mit diesem Auto Neuland für mich.“ Auch der Oberösterreicher Gerald Rigler geht wieder im Ford Fiesta R5 an den Start.
Für gehörigen Lärm werden wohl die beiden Steirer Kevin Raith (übrigens mit Co. Berni Ettel) und Gernot Zeiringer sowie der Deutsche Thomas Lorenz sorgen. Raith, Zeiringer und Lorenz tun dies jeweils mit einem lautstarken Skoda Fabia S2000. „Das wird ein toller interner Wettkampf“, freut sich Kevin Raith, der sich bei einer seiner drei Heimrallyes (neben Hartberg und Weiz) kein besonderes Ziel setzt. „Ich bin einfach schon gierig aufs Fahren. Die Rebenland ist gleich bei mir ums Eck und immer wieder ein Erlebnis. Sportlich freue ich mich einfach, den Skoda S2000 wettkampfmäßig bewegen zu können.“
Darauf freut sich mit Enrico Windisch ein weiterer Steirer mit seinem Audi A1 Rally2 Kit sowie mit Christian Windischberger ein schneller Niederösterreicher in einem Citroen DS3 R5),
Von ausländischer Seite reiht sich vor allem der Ungar Kristof Klausz in die Riege der Topfavoriten ein. Mit seinem Skoda Fabia Rally2 kommt er als Sieger der letztjährigen W4-Rallye ins Rebenland. Kein Wunder, dass ihn auch Staatsmeister Simon Wagner zu den absoluten Siegertipps zählt.
Ein klingender Name ist auch Jan Cerny. Der flinke Tscheche im Ford Fiesta Rallye3 kann auf neben zahlreichen ERC-Starts auch auf Rebenland-Erfahrung verweisen. 2018 fuhr er hier mit einem Ford Fiesta R5 hinter Sieger Niki Mayr-Melnhof auf den zweiten Platz. Dominant sind auch Jan Cernys Erfolge abseits der Allradler: zweifacher tschechischer 2WD-Champion (2012, 2013) und zweifacher 2WD-Europameister (2010, 2012).
Die Deutschen Hermann Gaßner (Mitsubishi Evo X R4) und Stefan Götting (Skoda Fabia R5) sowie der Ungar Zoltan Laszlo, die Rumänen Cristian Dolofan (Citroen C3 Rally2), Eugen Cartagui (Peugeot 208 T16) und Vlastimil Majercak aus der Slowakei (beide Ford Fiesta Rally3) komplettieren ein schlagkräftiges internationales Kontingent in der stärksten Klasse.
Hier sind jedoch auch starke Piloten mit ihren Prototypen zu beachten, die in der eigenen Klasse 8 starten und von denen einige jederzeit für Top-ten-Plätze gut sind: Christoph Zellhofer (Suzuki Swift ZMX), Andreas Schart (Mitsubishi Evo IX), Rudolf Leitner (Ford Fiesta Proto), Markus Stockinger (Mazda 2 Proto), Andreas Mörtl (Mitsubishi Evo IX), Peter Ölsinger (Mitsubishi Space Star), Stefan Müller (Ford Fiesta Proton) oder der Tscheche Jiri Pertlicek (Ford Fiesta Proto).
Rebenland Rallye 2022
Sportpressedienst
Armin Holenia, Wolfgang Nowak
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